Pfarrer Möller

Gedenkveranstaltung

200. Todestag von Johann Friedrich Möller:
Ein Vertreter der Aufklärung in Westfalen.

Am 2. Dezember 2007 jährte sich der 200. Todestag des Elseyer Stiftspredigers Johann Friedrich Möller (*1750, †1807). Der „Pfarrer von Elsey“ gehörte um 1800 zu den wichtigsten Vertretern der Aufklärung und des Geisteslebens in Westfalen. Zu dieser Zeit beschritt Westfalen den Aufbruch in die Moderne. Darüber hinaus machte Möller sich einen Namen als einer der ersten systematisch arbeitenden Landeshistoriker.

Am 29. November 2007 fand im Gemeindehaus der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Elsey in Hohenlimburg (Melanchthon-Haus, Kirchplatz 5, 58119 Hagen) im historischen Stiftsbezirk Elsey, die frühere Wirkungsstätte von Johann Friedrich Möller, aus Anlass seines 200. Todestags eine gemeinsame Veranstaltung des Historischen Centrums Hagen, der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Elsey und des Vereins für Orts- und Heimatkunde Hohenlimburg e.V. statt. Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, Präsident der Landesarchive NRW, hielt Vortrag über das Leben und Wirken des Elseyer Stiftspredigers. Reininghaus hat sich in der Vergangenheit mehrfach und ausführlich mit den historischen Arbeiten von Johann Friedrich Möller beschäftigt und darüber publiziert.

Im freiweltlichen adeligen Damenstift Elsey, hervorgegangen aus einem gegen 1220 durch das Grafenhaus Altena-Isenberg gegründeten Kloster, beobachtete Johann Friedrich Möller die politische, soziale, kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung in Westfalen und im Alten Reich. Ihm verdanken wir unter anderem auch die frühesten Nachrichten über archäologische Funde in Westfalen. Beispielsweise veröffentlichte Möller 1801 einen Bericht über den Fund von Höhlenbärenknochen, die in der Nähe der seit einigen Jahren als Fundort der „ältesten Westfalen“ bekannten Blätterhöhle entdeckt wurden. Auch über mehrere Grabhügel bei Elsey verfasste Möller einen eigenen Aufsatz. Seine historischen Arbeiten zählen zu den ersten systematischen Darstellungen zur Landesgeschichte im Raum Hagen. Allein schon deshalb besitzt Johann Friedrich Möller für Hagen und Westfalen eine große Bedeutung.

Möller war ein aufgeklärter Mensch. Er befasste sich mit verschiedenen Themen, publizierte zahlreiche Aufsätze, sichtete und übersetzte die Urkunden und Dokumente des alten Stiftsarchivs in Elsey. Vor allem war er in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts auch das Sprachrohr des Bürgertums in der Grafschaft Mark. Doch aus preußischer Perspektive gesehen war Möller ein Ausländer, denn er lebte in der Grafschaft Limburg. Anders als das Territorium der westfälischen Mark, die seit 1609 zum Königreich Preußen gehörte, zählte die Grafschaft Limburg zu den zahlreichen Kleinstaaten im Alten Reich. Das kleine Gebiet stand seit 1592 unter der Landesherrschaft der Grafen von Bentheim-Tecklenburg. Die Bentheimer Landesherren achteten sehr genau auf ihre Souveränität. So war der preußische Adler selbst an der von Preußen betriebenen Poststation in der Grafschaft nicht erlaubt.

Johann Friedrich Möller mischte sich in aktuelle Probleme ein und bezog zu politischen und sozialen Themen deutlich Stellung. Er verfasste Aufsätze gegen soziale Missstände, auch gegen die um 1800 gefürchteten Räuberbanden. In diesem Zusammenhang beklagte er die Untätigkeit und Unfähigkeit der preußischen Regierungsstellen. Seine Schriften gelangten auch an den Königshof und den preußischen König Friedrich Wilhelm III., den Möller in seiner privaten Korrespondenz hinsichtlich seiner geistigen Fähigkeiten als etwas einfältig einschätzte.

Für das Bürgertum in Hagen und in der Grafschaft Mark formulierte er mehrere wichtige Petitionen. So machte er beispielsweise 1795 auf die katastrophalen wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Revolutionskriege gegen Frankreich aufmerksam. Als Anfang 1806 das Gerücht die Runde machte, die Grafschaft Mark sollte von Preußen an Frankreich abgetreten werden, verfasste Möller im Auftrag der Hagener Kreis- und Stadtdeputierten im März und Mai des Jahres zwei Eingaben an König Friedrich Wilhelm III. Die beiden Eingaben machten großen Eindruck, so dass der König im Juni 1806 den märkischen „Untertanen“ seine Treue versicherte und den Gerüchten eine Absage erteilte. Doch schon wenige Wochen später, nach der Schlacht bei Jena und Auerstädt, waren diese Versicherungen nicht mehr viel wert, denn von nun an bestimmte Napoléon auch in Preußen die weitere Politik. Im Jahre 1806 wurde die reichsunmittelbare Grafschaft Limburg souverän. Der Graf Emil Friedrich von Bentheim-Tecklenburg regierte für knapp zwei Jahre ein kleines und selbständiges Staatsgebilde. Vor 200 Jahren, wenige Monate nach Möllers Tod, vollzogen sich in der früheren Grafschaft Mark und in der benachbarten kleinen Grafschaft Limburg gravierende Veränderungen: Die beiden Territorien wurden aufgelöst und im Frühjahr 1808 in das französische Großherzogtum Berg – ein Modellstaat unter der Landesherrschaft Napoléon Bonaparte – integriert.

Den Anfang vom Ende der preußischen Herrschaft erlebte Möller noch, als er am 2. Dezember 1807 in seinem Wohnhaus „Wiedemhof“ in Elsey verstarb. Schon zu seinen Lebzeiten war er zu einem Patrioten avanciert. Seinen Tod verklärten die Zeitgenossen als Gram über den Verlust des Vaterlandes Preußen. Nach 1810 wurde Möller mit der damals verstorbenen preußischen Königin Luise gleichgesetzt. Auch sie soll aus Schmerz über die französische Besetzung verstorben sein. Nach dem Zusammenbruch der französischen Herrschaft in der Region im November 1813 setzten Hagener und Limburger Bürger dem früheren Stiftsprediger Johann Friedrich Möller auf dem „Klippchen“ ein Denkmal. Bei der Einweihung im Mai 1814 wurde das Gedenken an Möller mit patriotischen Gefühlen und die damals noch nicht beendeten „Befreiungskriege“ gegen Napoléon verbunden. Das noch heute auf einem Felsen hoch über dem Lennetal vorhandene „Möller-Denkmal“ zählt deshalb zu den frühesten Monumenten in Deutschland, die zur Erinnerung an die französische Herrschaft und die Befreiungskriege errichtet wurden.

(Text: Stadt Hagen, Historisches Centrum, November 2007)

Johann Friedrich Möller Politiker, Forscher und Pfarrer: Am 2. Dezember 2007 jährte sich der 200. Todestag. Foto: Repro Stadt Hagen

Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen bei seinem Vortrag über Johann Friedrich Möller am 29. November 2007 im Melanchthon-Haus. Foto: Volker Bremshey, WESTFALENPOST

Die Gedenkveranstaltung zum 200. Todestag von Pfarrer Möller im Blickfeld der Presse:

Literaturauswahl

Abberger, Heike: Johann Friedrich Möller (1750-1806). Ein Überblick über
Leben und Werk des „Pfarrers von Elsey“ an der Wende vom 18. zum 19.
Jahrhundert, in: Jahrburch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der
Grafschaft Mark 93/93 (1997), S. 185-203

Blank, Ralf: „Wer dort vorübergeht, der schaue hinauf und segne sein
Andenken“. Johann Friedrich Möller (1750-1807) und das regionalhistorische
Gedächtnis, in: Hobein, Beate/Osses, Dietmar (Hg.): „Bis in die fernste,
fernste Zeit…“. Hagen und seine Denkmäler, Hagen 1996 [= Hagener
Stadtgeschichte(n) 6], S. 31-42

Bleicher, Wilhelm: Im Gedenken an Johann Friedrich Möller. den Pfarrer von Elsey (1750 – 1806), in: HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER, 68. Jahrgang, Dezember 2007, Heft 12-2007

Bornefeld, Paul: Johann Friedrich Möller, sein Wesen und Wirken
(Hg. Verein für Orts- und Heimatkunde e.V.). Hohenlimburg 1957.

Bornefeld, Paul: Der Politiker Johann Friedrich Möller, in: HEIMATBLÄTTER FÜR HOHENLIMBURG, 28. Jahrgang, Februar 1967, Nr. 2/1967, S. 25-31

Felka, Widbert: Zur Restaurierung des Möllerdenkmals, in: HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER, 57. Jahrgang, Oktober 1996, Nr. 10/96, S. 400-409

Felka, Widbert: Der Pfarrer von Elsey als Gestalt der Geschichte: Zum 250.
Geburtstag von Johann Friedrich Möller, in: HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER,
61. Jahrgang, Dezember 2000, Nr. 12/2000, S. 467-470

Mallinckrodt, Arnold (Hg.): Der Pfarrer von Elsey. Das Interessanteste aus
dem Nachlaße Johann Friedrich Möllers. Dortmund 1810

Reininghaus, Wilfried: Die historischen Arbeiten des Elseyer Pfarrers Johann
Friedrich Möller. Ein Beitrag zur westfälischen Landesgeschichtsforschung um
1800, in: Westfälische Zeitschrift 144 (1994), S. 135-165