Reher Galgen

Reher Galgen

Dem historisch bedeutsamen Grundstück „Reher Galgen“ an der Schälker Landstraße in Hohenlimburg-Reh fühlt sich der Verein für Orts- und Heimatkunde Hohenlimburg e.V. seit eh und je besonders verbunden. Der Heimatverein ist Eigentümer dieser Fläche. Sie umfaßt etwa 550 qm und grenzt an die durch den Wald führende Straße. Hier war einst die letzte Hinrichtungsstätte der Grafschaft Limburg.

Strafrecht im Mittelalter:

„Reher Galgen“ Auf dem Grundstück des Hohenlimburger Heimatvereins kündet seit 1988 ein Denkmal-Stein von der letzten Hinrichtung am 19. Juni 1807.
Foto: Jürgen Schilken, 19. April 2007

200 Jahre nach der letzten Hinrichtung

Am 19. Juni 2007 exakt vor 200 Jahren war die letzte Hinrichtung am Reher Galgen. Aus diesem Anlass führte Wilhelm Lett eine Wandergruppe des Hohenlimburger Heimatvereins am Samstag, 23. Juni 2007, zum Reher Galgen. Die befreundeten Heimatvereine aus Schwerte, Ergste und Ortsring Oestrich wanderten vom Schälk aus zum Reher Galgen.

Nach kurzen Eröffnungsworten gestaltete das „Original Schwerter Moritatenduo Heimatscholle“ das Treffen mit einer selbst gestalteten Stellwand zum Hinrichtungsprozess sowie einem hierzu passenden Lied – Moritat nach der Melodie „Mariechen saß weinend im Garten“:

Die grausige Mordtat des Jürgen Bechthold und sein schimpfliches Ende im Jahr 1807

Das Schwerter Moritatenduo „Heimatscholle“ Uwe Bittner und Uwe Fuhrmann (mit Dreispitz) im Gespräch mit Miriam Platte – WESTFÄLISCHE RUNDSCHAU Hohenlimburg. Rechts im Bild: Heimatvereinsvorsitzender Widbert Felka.
Foto: Peter Mager

 

Eine ganz besondere Beziehung zu dem Ereignis haben die Freunde des Heimatvereins Ergste, denn Opfer wie Täter von 1807 kamen aus Ergste, das zur Grafschaft (Hohen-)Limburg gehörte.

Der Jahrestag im Blickfeld der Lokalpresse:

Bildergalerie

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WESTFÄLISCHE ZEITSCHRIFT

Der folgende Beitrag zum letzten Hinrichtungsprozess am Reher Galgen ist eine Textpassage des Aufsatzes von Frau Dr. Stephanie Marra

„Das Rädern, Köpfen und Hencken, jedes vor eine Louisdor…“.
Von Scharfrichtern und Abdeckern in der Grafschaft Limburg

Der Aufsatz ist erschienen in den Jahren 2001 (Band 151) und 2002 (Band 152) sowie als Sonderdruck der WESTFÄLISCHE(n) ZEITSCHRIFT – Zeitschrift für Vaterländische Geschichte und Altertumskunde; herausgegeben von dem VEREIN FÜR GESCHICHTE UND ALTERTUMSKUNDE WESTFALENS.

BONIFATIUS DRUCK – BUCH – VERLAG PADERBORN

Dr. Stephanie Marra (Universität Dortmund)

Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Autorin des Aufsatzes, Frau Dr. Stephanie Marra, vom 12. Juli 2007.

 

Heimatverein und Reher Galgen

Der Heimatverein wird 1925 Grundstückseigentümer

Wie der Verein an das Grundstück kam, ist gut dokumentiert. Archivunterlagen aus den Jahren 1925/26 sagen dazu folgendes aus:

„Bei dem Amtsgericht in Hohenlimburg wurde am 9. Mai 1925 das in Elsey gelegene, bisher im Grundbuch von Elsey Bd. 4, Artikel 52 eingetragene, bisher dem Landwirt Gockel in Reh gehörige Ödland an der Freistraße (dem früheren Standort des Reher Galgen) auf Grundbuchblatt Elsey Band 9 Blatt 183 für den Verein für Orts- und Heimatkunde eingetragen. Herr Landwirt Gockel hat die betreffende Parzelle dem Verein in dankbarer Anerkennung kostenlos überlassen (Fußnote dazu: ‚geschenkt schon einige Jahre vorher’ ).

Hiermit ist geschichtlicher Boden auf den Verein übergegangen, wurde doch an dieser Stelle nach den von Herrn Rektor Hermann Esser im Rhedaer Archiv entdeckten Urkunden am 19. Juni 1807 der bekannte Raubmörder Jürgen Bechthold hingerichtet. Mehrere Heimatfreunde haben in den vergangenen Wochen die Parzelle von dem dort vorhandenen Buschwerk gesäubert, verschiedene Wälle und Gräben beseitigt, so dass in diesem Jahr die beabsichtigte Planierung der Gesamtfläche und die Bepflanzung mit einer Eiche in die Wege geleitet werden kann.“

Soweit der Text aus dem Archiv. Sicher war die „Planierung der Gesamtfläche“ aus heutiger Sicht nicht sinnvoll. Es wäre wegen der Authentizität wohl angebracht gewesen, die gefundenen „Wälle und Gräben“ so zu erhalten, wie sie vorgefunden wurden. Doch ist es müßig, darüber zu lamentieren.

Die Eiche auf dem Hügel

Der Reher Galgen in seiner heutigen Erscheinungsform hat eine eigene Geschichte. Etwa 1924/25 errichteten Schüler der Volksschule Reh unter ihrem Rektor Walter Soennicken auf dem Grundstück einen Hügel, auf dem sie um 1925/26 eine Eiche pflanzten, die sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem stattlichen Baum entwickelt hat.

Im Grundbuch beim Amtsgericht Hagen wird das Grundstück unter Blatt HL 2605 geführt. Beim Hagener Katasteramt wurde es unter der Gemarkung Hohenlimburg, Flur 3, Flurstück 76 in der Flurkarte erfaßt. Im Frühjahr 1986 hat der Verein eine Vermessung des Grundstücks durch einen öffentlich bestellten Vermessungsingenieur veranlaßt. Dabei wurden die vier Grenzsteine freigelegt, die im Laufe vieler Jahre so von Pflanzen überwuchert worden waren, daß ein Teil von ihnen im Unterholz nicht mehr ausgemacht werden konnte. Von Zeit zu Zeit ist ein Rückschnitt des nachwachsenden Bewuchses erforderlich. Seit Jahren lädt eine vom Heimatverein angeschaffte Bank an der Grundstücksgrenze zur Schälker Landstraße zum Verweilen ein.

Das Objekt „Reher Galgen“ steht unter Denkmalschutz. Über die vorläufige Unterschutzstellung durch die Untere Denkmalbehörde der Stadt Hagen wurde der Verein mit Schreiben vom 14. Mai 1986 informiert. Der Bescheid über die Eintragung als „ortsfestes Bodendenkmal“ in die Denkmalliste der Stadt Hagen erging am 28.11.1991.

Der Denkmal-Stein

Der Heimatverein beauftragte im Jahre 1988 den Hohenlimburger Steinmetz Georg Goerigk damit, einen großen Denkmal-Stein für das Grundstück „Reher Galgen“ zu schaffen. Er besteht aus Ruhrquarzit, wiegt zwei Tonnen und wurde am 30. Dezember 1988 durch den Vereinsvorsitzenden Widbert Felka der Öffentlichkeit übergeben. Unter den Gästen war auch Hohenlimburgs Bezirksvorsteherin Marlies Schumann. Die Inschrift des Steins lautet: „REHER GALGEN # EHEMALIGE HINRICHTUNGSSTÄTTE DER GRAFSCHAFT LIMBURG # LETZTE HINRICHTUNG AM 19. JUNI 1807 # VEREIN FÜR ORTS- UND HEIMATKUNDE HOHENLIMBURG E.V.# 1988#

(Text: Widbert Felka)

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Literaturauswahl

Esser, Hermann: Der Henker zu Limburg, in: HEIMATBLÄTTER FÜR HOHENLIMBURG, 2. Jahrgang, Nr. 3/1928, S. 33-42

Esser, Hermann: Die letzte Hinrichtung am Reher Galgen, in: HEIMATBLÄTTER FÜR HOHENLIMBURG, 2. Jahrgang, Nr. 3/1928, S. 42-48

Felka, Widbert: Zeuge aus Limburgs Geschichte: Der Reher Galgen, in: HEIMATBLÄTTER FÜR HOHENLIMBURG, 39. Jahrgang, Nr. 7/1978, S. 147-148

Felka, Widbert: Hügel und Eiche am Reher Galgen, in: HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER, 43. Jahrgang, Nr. 10/1982, S. 197-199

Felka, Widbert: Denkmal-Stein am Reher Galgen, in: HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER, 50. Jahrgang, Nr. 4/1989, S. 136-147

Marra, Stephanie: „Das Rädern, Köpfen und Hencken, jedes vor eine Louisdor…“. Von Scharfrichtern und Abdeckern in der Grafschaft Limburg, in: WESTFÄLISCHE ZEITSCHRIFT, 151. Band (2001), 152. Band (2002), S. 244 – 245